Ein Fachbericht von Vereinsmitglied Annette Lesser aus Kalkhorst zum Projektbereich Imkerei
In diesem Bericht schildert Frau Annette Lesser ihre persönlichen Eindrücke, ihre Erlebnisse und ihre Erkenntnisse mit besonderem Bezug zur Imkerei in der Savannenregion um Dapaong. Sie ist selbst Imkerin und hat sich deshalb mit viel Interesse und Engagement diesem speziellen Thema auf unserer Reise gewidmet. Nähere Informationen erhalten die Leser z.B. über den Honigladen in Lomé, über die Aus- und Weiterbildung von jungen Menschen im Bonita-Haus Dapaong zu Imkern und über die verschiedenen Arten von Honig sowie deren Weiterverarbeitung und Vermarktung. Gespräche mit einheimischen Imkern über die individuelle Honiggewinnung gestern und heute runden den Gesamtbeitrag ab.
Die erste Begegnung mit Imkerei, genauer mit dem Bienenprodukt Honig, hatten wir in Lomé. Seit einigen Jahren gibt es einen Honigladen dort, mit den Honigsorten aus den fünf Savannenregionen Borgou, Mango, Papri, Bourkassi und Malagou. Der Laden ist modern ausgestattet und die fünf Honigsorten werden übersichtlich präsentiert. Um das Ladeninnere etwas aufzulockern, könnten Fotografien rund um die Imkerei aufgehängt werden. Diese könnten die Arbeit des Imkers sowie die Honiggewinnung veranschaulichen.
Etienne sprach von seiner Idee im Honigladen eine Schaubeute aufzustellen, mit der Möglichkeit für die Bienen rausfliegen zu können, ohne durch den Laden zu fliegen. Dies wäre mit Sicherheit für alle Besucher sehr interessant. Um die Betreuung einer solchen Schaubeute sicherzustellen, sei ein mobiler Bienenstand ganz in der Nähe oder wie Etienne vorschlug auf dem Dach des Honighauses notwendig.
In Dapaong und den umliegenden Savannenregionen verbrachten wir 7 Tage. Gleich am Tage der Anreise besuchten wir das BONITA HAUS. Dort wird der gesammelte Honig von den Imkern der Genossenschaften verarbeitet und abgefüllt. Jede Genossenschaft in den fünf Savannenregionen hat 10 – 15 Imker vereint, welche jeweils zwischen 10 und 20 Bienenvölker betreuen. Geerntet wird der Honig nur einmal im Jahr. Eine anfängliche zweite Ernte wurde wieder eingestellt, da der Aufwand und Nutzen ungünstig war.
Neu ist auch, dass der Honig nicht mehr wie sonst mit den Waben in einer Honigpresse gepresst wird, sondern „nur noch“ aus den Waben heraustropft und aufgefangen wird. Daraus ergibt sich ein Verlust von 30% verkaufsfähigem Honigs. Es wurde dazu übergegangen, weil der ausgepresste Honig sehr pollenreich war und so eine sehr feinrieselige Struktur hatte. Den Käufern missfiel dies, es erweckte sogar Misstrauen ob der Naturbelassenheit des Honigs. Eine gute und sinnvolle Idee war, die restlichen Honig-Pollen-Waben in schon vorhandene Schulspeisungen zu liefern und an die Schüler zu verteilen. Der finanzielle Verlust wird ausgeglichen durch den Energiegewinn bei den Kindern. In der Honigverarbeitung im BONITA HAUS wird sehr sauber gearbeitet und die Honigmenge mit Hilfe einer Honigpumpe exakt in die Honiggefäße abgefüllt. Den Preis von etwa 3,30 Euro pro 500g Honig halte ich persönlich für angemessen, kann jedoch nicht einschätzen wie viele Menschen in Togo sich das überhaupt leisten können.
In der Tischlerei des BONITA HAUSES werden moderne, mobile Bienenbeuten aus Holz gebaut. Ich fand sie einfach und solide gebaut, vielleicht auch schon ohne Bienen etwas schwer. Im Garten des BONITA HAUSES sah ich von weitem zwei Völker in mobilen Bienenbeuten.
Nach mehreren Ausflügen in die Schulen der Savanne stand ein für mich sehr interessanter Imkertag an. Wie ich schon vorher beobachten konnte ist die Savanne um die Zeit noch blütenreich an Akazie, Baumwolle und Sesamblüte, wobei ich nicht weiß, wie attraktiv diese Blüten für die Honigbiene sind. Erst fuhren wir nach Borgou zu einem Imker, welcher uns drei seiner Bienenvölker zeigte. Zwei davon wohnten in hohlen Baumstämmen. Diese waren in 2-3 m Höhe in eine Baumgabel geklemmt. Das dritte Bienenvolk wohnte in einem bauchigen Tongefäß. Diese Bienenwohnung erinnerte mich an die Lüneburger Korbimkerei. Nach einem kurzen Gespräch zogen wir weiter in die Region Bourkassi. Die Fahrt bis zum Imker dauerte etwa fünfzig Minuten. Der Imker mit seiner Familie empfing uns sehr freundlich. Wir gingen gemeinsam zum ersten Bienenvolk, welches auch in einem hohlen Stamm wohnte. Dieses wurde sehr schnell sehr aggressiv und griff alle an, welche nicht schnell genug flüchteten. Wir verließen diesen Ort und fuhren zurück zum BONITA HAUS. Mit Eintritt der Dunkelheit hatte ich Gelegenheit in ein Volk am BONITA HAUS einen Blick zu werfen. Leider wurde dieses Vorhaben durch den Umstand vereitelt, dass ein Arbeitswerkzeug fehlte und somit keine genaue Einsicht in das Volk gemacht werden konnte. Schade. Ich bin sehr dankbar für alle diese Erfahrungen. Ein paar Ideen habe ich und kann sie auch aus der Ferne verwirklichen.
Ein bedeutender Schritt zur Weiterentwicklung der Bienenhaltung in der Savanne, speziell im Umgang mit den modernen Bienenbeuten, sehe ich im Einsatz einer Fachkraft vor Ort über einen längeren Zeitraum.